Die Geschichte des Lebenslaufs – Wie hat er sich im Lauf der Zeit entwickelt und verändert?
Der Lebenslauf ist heutzutage aus keinem Unternehmen mehr wegzudenken. Er ist DAS Dokument, das einen Überblick über den Werdegang von Bewerber:innen geben soll.
In dieser dreiteiligen Artikelserie wollen wir Ihnen alles rund um den Lebenslauf näher bringen, seine Stärken und Schwächen aufzeigen, und welche Grenzen der Aussagekraft er hat. Der erste Teil dieser Serie widmet sich zunächst seiner Entstehung. Der Lebenslauf des Lebenslaufs sozusagen.
Der Lebenslauf im Wandel der Zeit
Viel hat sich getan, bis der Lebenslauf oder CV zu dem wurde, wie wir ihn heute kennen. Andere Zeiten stellten andere Anforderungen an Bewerber:innen. Das spiegelt sich auch im Inhalt von Lebensläufen wider.
Der erste professionelle Lebenslauf wurde von Universalgenie Leonardo da Vinci im Jahre 1482 verfasst. Darin beschreibt er in Prosaform seine Fähigkeiten, die einem Dienstherren in Kriegs- sowie in Friedenszeiten nützlich wären: vom Wissen über das Entwerfen von Schusswaffen bis hin zu architektonischen Fähigkeiten wie der Entwurf von Häusern und Gärten.
Praktische Eckdaten zum Herausfiltern von passenden Arbeitskräften
Lebensläufe waren jedoch viele Jahrzehnte nach da Vinci immer noch keine übliche Form der Bewerbung. Das änderte sich erst in den 1930er-Jahren. Arbeitgeber waren damals vor allem auf der Suche nach Fabrikarbeitern, die körperliche Arbeiten verrichten mussten. Lebensläufe enthielten deshalb die Körpergröße, das Gewicht, Alter und auch die Religion des Bewerbers. Anhand dieser Kriterien wurde bewertet, wer für welche Arbeiten in Frage kam.
Der moderne Lebenslauf
Ab den 50er-Jahren wurden Lebensläufe in den Unternehmen üblich und enthielten neben den Eckdaten auch Angaben zu Interessen abseits der Arbeit, Familienstand und Beruf der Eltern.
Im Lauf der Zeit verdrängten maschinengeschriebene die handschriftlichen Lebensläufe, Informationen über die Eltern entfielen wieder und es wurde zudem üblich, ein Bewerbungsfoto einzufügen. In den 80er-Jahren ging man zu einer stichpunktartigen Auflistung über, da Betätigungsfelder immer spezieller wurden und besondere Fähigkeiten erforderten.
In den 90er-Jahren erfuhr der Lebenslauf die nächste Revolution: Er wurde digital. Am PC verfasst, per Email versendet oder bei den ersten Jobportalen im Internet hochgeladen. In den 2000er-Jahren kamen Video-Lebensläufe hinzu, und gegen Ende der 00er-Jahre begannen Arbeitssuchende bei professionellen Social Media-Netzwerken wie LinkedIn und Xing ihren Lebenslauf zu hinterlegen, um aktiv von Recruiter:innen gefunden zu werden.
Ein Mensch passt nicht auf eine oder zwei A4-Seiten
Die Anforderungen an Bewerber:innen und damit an den Lebenslauf sind heute ganz andere als noch im letzten Jahrhundert. Die Fähigkeiten, eine Arbeit effizient zu erledigen, sind nach wie vor wichtig. Doch zunehmend spielt die Persönlichkeit der Bewerber:innen in den Unternehmen eine große Rolle. Kandidat:innen müssen zum Unternehmen passen und andersherum.
Hier kommt ein Nachteil des Lebenslaufs zum Tragen: Der CV bildet die Persönlichkeit der Bewerber:innen nicht sehr gut ab. Vielen Jobsuchende fällt das Schreiben von Lebensläufen schwer. Sie versäumen es, ihre Erfolge und Stärken auf dem Papier schön glänzen zu lassen – und werden dann im Recruiting-Prozess aussortiert, obwohl sie vielleicht ideal für die zu besetzende Stelle gewesen wären.
Der Lebenslauf stellt lediglich die Vergangenheit dar
Auch stößt der Lebenslauf bei der Potenzialanalyse eines Bewerbers an seine Grenzen. Da der CV auf die Vergangenheit schaut, gibt er keinen Aufschluss darüber, ob Bewerber:innen in der neuen Position erfolgreich wären. Dieser Faktor muss daher in einem persönlichen Gespräch beurteilt werden, indem geeignete Fragen gestellt werden – insbesondere bei Quereinsteiger:innen.
Unconscious Bias beim Prüfen des Lebenslaufs
Manches Mal werden Bewerber:innen auch aufgrund unbewusster Vorurteile, unter Recruiter:innen unter „Unconscious Bias“ bekannt, aussortiert. So zeigte eine Studie, dass Kandidat:innen mit deutschem Namen weniger Bewerbungen schreiben mussten als Bewerber:innen mit türkischem Namen, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Um allen die gleiche Chance zu bieten verzichtet die Mehrheit der Personalberater in den USA mittlerweile bereits komplett auf das Bewerbungsfoto, sowie die Angabe von Namen, Alter und Herkunft, wenn sie einen Kandidaten bei einem Unternehmen vorstellen. Ob sich dieser Trend auch in der DACH-Region verfestigt wird sich zeigen.
Geht es ohne Lebenslauf?
Spätestens seit die Deutsche Bahn 2018 ankündigte, das Anschreiben nicht mehr zu verlangen, steht immer wieder die Frage im Raum, welche Bewerbungsunterlagen wirklich nötig sind. So verzichten mittlerweile auch immer mehr Unternehmen auf Zeugnisse. Der Lebenslauf hingegen wird immer noch vom Großteil der Recruiter:innen als das wichtigste Dokument in der Bewerbungsmappe betrachtet: Er gibt einen kompakten Überblick über den Bewerber und lässt einen guten Vergleich mit anderen Kandidat:innen zu.
Lebensläufe werden deshalb auch in Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen. Welche Rolle das genau ist, erfahren Sie in Teil 2 dieser Artikelserie.